Über den Sport
Fernöstlich anmutende Boote mit bunten Drachenköpfen und –schwänzen. Laute, dumpfe Trommelschläge. Sieben – Acht – Go! Und 20 Paddel, die im Gleichtakt das Boot nach vorne peitschen.
Im Gegensatz zu den chinesischen Traditionsbooten ist unser Drachenboot ein 12,49 m langes, 1,16 m breites und 250 kg schweres Sportgerät, das von bis zu 20 Paddlern, paarweise in Fahrtrichtung sitzend, vorangetrieben wird. Während die Sportler mit ihren Stechpaddeln für die nötige Geschwindigkeit sorgen, nimmt ein Trommler im Bug den Rhythmus der vordersten Paddlerreihe („Schlagleute“) auf und sorgt mit seinen Schlägen für einen gleichmäßigen Takt aller Paddler im Boot. Er motiviert die Paddler durch Zurufe, ihr Bestes zu geben. Der Steuermann steht im Heck, steuert das Boot mit einem Langruder und gibt die taktischen Paddelbefehle.
Die Boote liegen nebeneinander an der Startlinie. Alle Paddel sind im Wasser. Die Oberköper weit nach vorne gestreckt – Die Konzentration ist spürbar. Jeder wartet auf das erlösende „Are you ready? – Attention! – Go!“. Die Anspannung wird in pure Energie umgesetzt, das Wasser brodelt. Das mit Besatzung fast zwei Tonnen schwere Boot wird mit den ersten 20 Schlägen auf die Wettkampfgeschwindigkeit getrieben. Die Schlagfrequenz beträgt im Rennen zwischen 70 und 80 Schläge pro Minute, in der Startphase können jedoch auch wesentlich höhere Frequenzen erreicht werden. Die Kunst der Teams ist es, mit Kraft und Dynamik das Boot möglichst schnell zu beschleunigen, die erreichte Maximalgeschwindigkeit über die gesamte Renndistanz zu halten und zum Ende nochmals anzugreifen damit der eigene Drachenkopf auf dem Zielfoto die entscheidende Nasenlänge vorne ist.
Die Entstehung der Drachenbootrennen ist untrennbar mit der Legende von Qu Yuan verbunden, einem der größten Dichter und Staatsmänner Chinas.
Qu Yuan wurde etwa 340 v.Chr. als Sohn des Fürstengeschlechts Chu geboren, das den südlichsten der chinesischen Staaten regierte. Er diente dem König von Chu als Minister, wurde jedoch bald das Opfer von Intrigen und vom Königshof verbannt. Als er auf seinem Weg ins Exil erfuhr, dass seine Heimat durch den König von Qin erobert worden war stürzte er sich aus Verzweiflung in die Fluten des Milo. Die Nachricht vom Tod des vom Volk geliebten Dichters verbreitete sich und Fischer aus den nahegelegenen Dörfern machten sich mit Booten auf die Suche nach ihm. Sie schlugen mit ihren Paddeln auf das Wasser, trommelten und warfen mit Reis gefüllte Blätter in den Fluss, um Qu Yuans Körper vor den gefräßigen Fischen und Wasserdrachen zu bewahren. Zu seinen Ehren werden seither am 5. Tag des 5. Monats in China die Drachenbootrennen veranstaltet.
In den 70er Jahren beschloss die „Hongkong Tourist Association“ ein Drachenboot-Festival als Werbung für Hongkong zu organisieren. Das 1. Hongkong International Dragonboat-Race, das als Beginn der modernen Drachenboot-Geschichte gilt, fand 1976 mit zehn Mannschaften statt. Von da an entwickelte sich das Festival zu einer publikumswirksamen, jährlich stattfindenden internationalen Regatta. 1991 kam es dann zur Gründung der International Dragon Boat Federation (IDBF) in Hongkong, welche 1995 die ersten Weltmeisterschaften ausrichtete.
Drachenboot ist ein junger Sport, ein Teamsport der immer mehr Freunde gewinnt. Jedes Jahr kommen mehr Teilnehmer zu den nationalen und inter¬nationalen Meisterschaften, und das Leistungsniveau steigt von Saison zu Saison. Auch die Zahl der Fun-Regatten und Indoor-Cups steigt rapide an – ganz abgesehen von den zahllosen Incentives im Drachenboot-Bereich.
Das Spektrum der angebotenen Renndistanzen ist vielfältig. Im Leistungssportbereich werden Läufe über die Distanz von 200, 500, 1000 und 2000 Meter ausgetragen. Der Sprint über 200 Meter dauert nur knapp 50 Sekunden während in einem Rennen über 2000 Meter etwa 9 Minuten die volle Leistung erbracht werden muss. Daneben werden Langstrecken¬regatten über 9, 10 und 21 km mit mehreren Wenden durch-geführt, bei denen die Drachen¬boote über anderthalb Stunden unterwegs sind. Die Neckardrachen sind über alle Strecken in den Klassen Open, Women und Mixed vertreten.
Gold über 200m Ü40 Mixed, IDBF World Championships 2011, Tampa / Florida